La pittura è cosa mentale

Carmen Lehmann legt konsequent Quadrate, Rechtecke oder Kuben ins Zentrum ihrer Bilder, oft breit hingelagert, einmal singulär, dann wieder geschichtet, einmal zweidimensional flächig, dann wieder körperhaft, einmal in sich ruhend, dann wieder vibrierend, einmal konturlos oder definiert mit kraftvollem Strich. Diese in sich ruhenden Elemente teilen den Vorder- vom farblich zurückgenommenen Hintergrund und atmen weite Räumlichkeit. Eine gegenstandslose Welt ohne Lebewesen, ohne Vegetation, stumm atmend, öffnet sich und verleitet dazu, jeden Versuch des Beschreibens vom Fehlen, vom Weglassen und Reduzieren sprechen zu lassen. Die Beschränkung auf wenige essentielle Formen und die einmal zart, einmal kräftig nuancierte Farbigkeit zeigen, evozieren Stimmungen, die sowohl an Landschaften, an Architektur, als auch an Stillleben anklingen.

Die Dinge sind da, ruhen in sich und strömen Stille aus. Zu nichts gedrängt, beginnen sie von sich aus zu sprechen. In ihrer ausbalancierten Präsenz versetzen Carmen Lehmann’s Bilder die Betrachtenden in eine gelassen schwebende Atmosphäre. Ihr Sinn liegt offen da, in der Sinnlichkeit des Dargestellten und seiner Darstellung, denn “la pittura è cosa mentale“ (Giorgio Morandi).    

Dieter Meile, Kunsthistoriker